Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein, um die Suche zu starten.

Bedeutung für andere Sprachen

Die Verwendung der aramäischen/syrischen Schrift für andere Sprachen

Die aramäische/syrische Schrift findet in einer ganzen Reihe anderer Sprachen Verwendung, am häufigsten im Arabischen, dem so genannten Karschuni, doch trifft man auch auf Beispiele von mindestens neun anderen Sprachen, die in aramäischer/syrischer Schrift geschrieben wurden.
 
Ein sehr früher  Einfluss der aramäischen Schrift ist nachgewiesen auf die Entstehung der sog. Kharoshti-Schrift in Nordwestindien im 5. Jh. v. Chr., wahrscheinlich beeinflusst von den aramäischen Schreibern, die im Gefolge der achämenidischen/persischen Eroberungen nach Indien kamen. Im Reich des indischen Königs Ashoka (3. Jh. v. Chr.) gehörte Aramäisch zu den Sprachen, die sich auf den Edikt-Säulen Ashokas im Nordwesten Indiens  finden.

Inschrift Ashokas, zweisprachig in Griechisch und Aramäisch, bei Kandahar (Shar-i-kuna), 3. Jh. v. Chr.

Unter weiteren frühen Sprachen, die Aramäisch verwendeten, sind Griechisch, Sogdisch und Alttürkisch (Uigurisch). Dazu gehören ferner Persisch, Armenisch, Türkisch, Äthiopisch, Malayalam (eine südindische Sprache) und Kurdisch. Eine sehr bekannte, von Maphiryono Shemun Mani^moyo auf Kurdisch gesungene Ballade (Lawij) wurde in Alt-Syrisch schriftlich festgehalten (COD. Petermann II, 440).
Wesentlich zur Verbreitung des Aramäischen hat seine Rolle als Sprache der syrisch-orthodoxen Kirche beigetragen. Im frühen 14.Jahhundert war sie die weltweit am stärksten ausgedehnte Kirche. Sie reichte von Ägypten im Westen bis Bejing im Osten und von der Spitze der arabischen Halbinsel und Indien im Süden bis zum Balchaschsee (Turkmenistan) im Norden.

Karte: Ausbreitung der syrisch –orthodoxen Kirche in Asien – entnommen aus: Die verborgene Perle Bd. 2, S. 168
(Quelle: Die verborgene Perle, Band 1, Das antike aramäische Erbe, Sebastian P. Brock, 2001)

Die Ausdehnung nach Osten vollzog sich in starkem Maße entlang den Routen der Seidenstraße. Bedeutsame Zeugnisse dafür sind Funde aus Turfan, einer Oase in der heutigen chinesischen Autonomen Region Xinjiang. In Turfan entdeckte man die vielfältigste und reichste Sammlung von Dokumenten der alten Kulturen der Seidenstraße, zu der viele Völker und Glaubensgemeinschaften ihren Beitrag geleistet haben. In der Berliner Turfansammlung sind aus mehreren christlichen Fundorten Fragmente altsyrischer Codices zusammen mit Fragmenten einer christlichen Literatur in Sogdisch und Alttürkisch enthalten. Zusammen bezeugen sie die christliche Missionstätigkeit entlang der Seidenstraße im Fernen Osten. Die hier gezeigten Exponate aus der Berliner Turfansammlung - Depositum der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften  in der Staatsbibliothek zu Berlin zeigen Dokumente in aramäischer, uigurischer und sogdischer Sprache, jeweils in altsyrischer Schrift verfasst. 

Dokumente:

Aramäisch als Schrift für andere Sprachen – Übernahme der Schrift für christlich-religiöse und weltliche Texte in den Sprachen Sogdisch und Alttürkisch (8. – 12. Jh.)

Dargestellt an Fotos von Alt-Syrischen Fragmenten in der Berliner Turfansammlung in der Staatsbibliothek Berlin- Depositum der BERLIN-BRANDENBURGISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN  in der STAATSBIBLIOTHEK ZU BERLIN - Preußischer Kulturbesitz Orientabteilung Staatsbibliothek – Digitales Turfan Archiv www.bbaw.de/Forschung/turfanforschung/dta)

1. Fragment eines ‚syrischen pharmazeutischen Rezeptbuches’, wie es M. Maróth, der es 1984 herausgab, charakterisierte. Er stellte fest, dass die Rezepte an ‚eine uralte Tradition’ anknüpfen und ‚einem griechischen Muster folgten oder wenigstens auch eine griechische Quelle benutzt hatten’.– Maróth datiert den Text in das 9. oder 10. Jh. Die Schrift ist Serto. (SyrHT 1)

Aramäisch als Schrift für andere Sprachen

2. Fragment mit altsyrischem Text aus Paulus´ Brief an die Galataer mit abwechselnder sogdischer Übersetzung. Bei der Übernahme der Schrift für das Sogdische wurden durch verschiedene Modifikationen vorhandener Buchstaben drei neue Buchstaben geschaffen. Bei einigen Fragmenten werden die altsyrischen Vokalzeichen verwendet und liefern damit wertvolle Hinweise auf die Vokale des Sogdischen. Die Schrift ist eine dekorative Variante der Serto. Datierung: 9., 10. oder 11. Jh. (n 201)

Aramäisch als Schrift für andere Sprachen

3. Ein doppelseitig beschriebenes Blatt, das auf der Vorderseite (recto) die sogdische Übersetzung eines Gesprächs aus den Apophthegmata patruum enthält. Die Gesprächspartner sind rot gekennzeichnet als ptry ‚der Vater’ für den älteren Mönch und βr`t  ‚der Bruder’ für den jüngeren Mönch. Die Schrift ist Serto, Datierung 9. – 11. Jh. (n 493)

Aramäisch als Schrift für andere Sprachen
2

4. Ein Hochzeitssegen in alttürkischer Sprache und altsyrischer Schrift für uigurische Christen. Das aus dem nördlich von Turfan gelegenen Kurutka stammende und von der 3. deutschen Turfanexpedition (1905-1907) geborgene Fragment ist ein doppelseitig beschriebenes Blatt in syrisch-nestorianischer Schrift. Der Text ist ein Hochzeitssegen und beschreibt Braut und Bräutigam in den prächtigsten Farben. Der Bräutigam wird mit biblischen Figuren des Alten Testaments wie Jakob und Samson verglichen. Der als unauflösbar angesehene Bund wird durch entsprechende poetische Vergleiche wie Laute und Stechgeige charakterisiert. Eine Datierung, für die keine sicheren Kriterien vorliegen, läßt sich für die Zeit vom 10. bis zum 12. Jh. ansetzen. Syrische Zitate kommen vor (recto Zeile 11: `amūdā šetesṭā d.šrārā “Säulen-Fundament der Wahrheit”). (U 7264)

Aramäisch als Schrift für andere Sprachen

5. Das aus zwei Teilen zusammengesetzte Fragment zeigt die Wiederverwendung eines altsyrischen Blatts, um einen Brief in alttürkischer Sprache zu schreiben. In der letzten erhaltenen Zeile kommt ein Personenname Tomačak vor. Datierung: vermutlich 12. Jh.  (SyrHT 83 und SyrHT 84)
Erster Teil:

1. Teil: Vorder und Rückseite
2

Zweiter Teil

2. Teil: Vorder und Rückseite
2