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Die Sprache in der Diaspora

Bedrohung des Aramäischen und Bemühungen um seine Erhaltung in der Diaspora

Die Hauptgefahr für den Fortbestand des Aramäischen als eine Jahrtausende alte bis in die Jetztzeit reichende lebendige Kultursprache ergibt sich vor allem daraus, dass  ihre Träger durch eine erzwungene Emigration aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten nunmehr seit Jahrzehnten in ihrer überwältigenden Mehrzahl in der Diaspora und damit in einem anderssprachigen Umfeld  leben. Neben den USA und Australien stellt Europa das wichtigste Einwanderungsgebiet für die Aramäer dar. In Deutschland leben etwa Hunderttausend Aramäer. Die überwiegende Mehrzahl ist in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts aus dem Tur Abdin (Südost-Türkei) nach Deutschland gekommen. Parallel dazu gibt es aramäische Zuwanderungen in Europa vor allem nach Schweden (ca. Siebzigtausend.), in die Niederlande (ca. Fünfzehntausend.), die Schweiz, Österreich, Belgien und Frankreich.

Bedingt durch ihre zügige Integration in ihren neuen Heimatländern drohen Sprache und Kultur und damit die Identität der Aramäer  innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu verschwinden. Die zum größten Teil in ihren Gastländern eingebürgerten Aramäer sind gefordert, im täglichen Leben, im Geschäftsleben, in Ausbildung und Studium die Sprache des Gastlandes zu sprechen. So tritt selbst bei gutem Willen das Aramäische in seiner Ausprägung als Turoyo oder Klassisches Syrisch immer mehr in den Hintergrund. Viele Erwachsene sprechen es nicht mehr ausreichend, bei der nachwachsenden Generation droht es ganz in Vergessenheit zu geraten. Ohne eine gezielte Propagierung und Vermittlung des Aramäischen droht somit ein für das Weltkulturerbe unwiederbringlicher Verlust.
 
In den Ursprungsländern wird die Aramäische Sprache in ihren verschiedenen Dialekten mittlerweile nur noch von wenigen tausend Menschen gesprochen. In der Türkei darf die aramäische Sprache bis heute nicht gelehrt werden. Das heißt, sie droht selbst in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet zu verschwinden. Um so wichtiger sind daher Anstrengungen, sie in der Diaspora zu erhalten und weiter zu tragen.

Einige bescheidene Beispiele für in diese Richtung gehende Anstrengungen werden hier gezeigt.

Dokumente:

Aramäisch heute – Bemühungen um seine Fortexistenz in der Diaspora - dargestellt am Beispiel einer Prachtbibel, den Übersetzungen von „Der kleine Prinz“ und „Raupe Nimmersatt“, der Herausgabe des internationalen Märchens „Die Großmutter und der Fuchs“, dem Wortlernspiel „Hzay u Ilaf“, einem Lehrbuch für den syrisch-orthodoxen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen und einem Kifa-Magazin aus dem Besitz der „Stiftung Aramäisches Kulturerbe“.

1. Prachtvolles aramäisches Evangeliar aus dem Jahre 1996
Die reich mit Bildern ausgestattete altsyrische Handschrift wurde von dem aus Inwardo (Ayinvert) stammenden Diakon Asmar D ́Kaso Ahao im Jahre 1988 vollendet und 1996 vom Bar Hebräus-Verlag, Holland, herausgegeben. Die Abbildungen zeigen die Reproduktion einer Darstellung der Auferstehung aus einem Evangelium des 13. Jh. und einen Text aus dem Matthäus-Evangelium (Kap. 21, Vers 23-33). Die verwendete Schriftform ist Serto.

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2.​ „Malkuno Zcuro“ - „Der Kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry in aramäischer Sprache
​Im Jahre 2005 wurde „Der Kleine Prinz“ von Mitgliedern der in Heidelberg ansässigen „Fundatio Nisibinensis – Gesellschaft zur Förderung Aramäischer Studien“ in die aramäische Volkssprache des Tur Abdin, das Turoyo, übertragen. Da Turoyo nur eine gesprochene Sprache ist, musste eine Verschriftung erfolgen. Das geschah sowohl in lateinischen Buchstaben als auch in der aramäischen Schrift des Altsyrischen (Kthobonoyo). Die Übertragung des „Kleinen Prinzen“ in Turoyo ist ein Beleg dafür, dass in dieser alten, bäuerlich geprägten Sprache auch moderne Texte und Inhalte wiedergegeben werden können und dass bei entsprechendem Bemühen Turoyo auch in der heutigen Welt als eine lebendige Sprache bewahrt werden kann.
Die Seiten zeigen das Deckblatt in Turoyo, verschriftet mit alt-syrischen und lateinischen Buchstaben.

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3. „Die Großmutter und der Fuchs“ – ein internationales, auch im Aramäischen bekanntes Märchen, aufgeschrieben in Turoyo von Eliyo und Maria Aydin, verlegt im Bar Hebräus Verlag 2012.
Die nachfolgenden Seiten zeigen die Umschlagseite mit deutschem und aramäischem Titel, eine Seite mit deutschem und in lateinischen Buchstaben verschriftlichten aramäischen Text sowie eine Seite mit aramäischem Text -Turoyo- in der alt-syrischen Schriftform Estrangelo.



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4. ​„Die kleine Raupe Nimmersatt“ – das Kinderbuch wurde 2010 in Turoyo übertragen. Es ist eine Möglichkeit, aramäische Kinder in der Diaspora mit der Sprache bekannt bzw. vertraut zu machen.

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​5. „Hzay u Ilaf" - "Schau und lerne" - ist ein Wortlernspiel für Kinder, Jugendliche und Erwachsene von Martina Ürek. Auf spielerische Weise soll so der Zugang zur aramäischen Sprache geschaffen werden. Auf 35 bunten Kartenpaaren werden Grundbegriffe des alltäglichen Lebens mit liebevollen Zeichnungen dargestellt. Die Bilder sind mit aramäischen Begriffen in der Schreibart Serto und in lateinischen Buchstaben untertitelt. Die Karten werden verdeckt gemischt und müssen so lange paarweise aufgedeckt werden, bis zwei identische Bilder und Worte gefunden werden.
In Schweden ist das Spiel bereits fester Bestandteil im syrisch-aramäischen Sprachunterricht an den staatlichen Schulen.

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​6. Lehrbuch für den syrisch-orthodoxen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen, der in deutscher Sprache gegeben wird, zugleich aber Alt-Syrisch/ Kthobonoyo, die syrisch- orthodoxe Liturgiesprache, verwendet.

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7. Zu den von Aramäern in der Diaspora herausgegebenen Publikationen in Turoyo und Kthobonoyo sowie verschiedenen Diaspora-Sprachen- gehört das Kifa-Magazin. „Kifa“ bedeutet Fels. Das Deckblatt zeigt H.H. Patriarch Zakka I. Iwas, die Seiten zwei und drei zeigen den Segen des Patriarchen für das Kifa- Magazin in Englisch und Kthobonoyo sowie einen Text über das Leben von Bar Hebraeus (1226-1286) in Kthobonoyo. Die Schreibart der Überschrift ist Estrangelo, des Textes Serto.

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