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Erste Drucke

Erste aramäische Drucke - 16. Jh. und 19. Jh.    

Die aramäische Sprache in ihrer Alt-Syrischen Ausprägung ist bis ins 20. Jahrhundert vorwiegend in Handschriften überliefert. Erst mit dem Aufkommen moderner Vervielfältigungsverfahren einschließlich Reprint und Kopien verlor die Handschrift ihre weitgehend alleinige Bedeutung für den Erhalt und die Weitergabe des Aramäischen.

Allerdings bediente man sich bereits im 16. Jahrhundert der revolutionierenden Drucktechnik für die aramäische Sprache. Dafür stehen der erste bekannte Druck in aramäischer Sprache – die 1555 in Wien hergestellte so genannte Widmannstetter Bibel, auch Ferdinands- oder Peschitta-Bibel sowie eine Grammatik der aramäischen Sprache (Alt-Syrisch), die 1596 in Rom herausgegeben wurde. Exemplare beider Drucke befinden sich im Besitz der Staatbibliothek zu Berlin und sind hier im Foto zu sehen.

Der Bibeldruck geht auf die Zusammenarbeit zwi­schen dem syrisch-orthodoxen Mönch Moses von Mardin und dem aus Schwaben stam­men­den Diplomaten und Gelehrten Johann Albert Widmannstetter zurück. Auf Grund seiner Beziehungen in Wien gelang es Widmannstetter, den späteren Kaiser Ferdinand für die Finanzierung des Projekts zu gewinnen. 1553 begannen die Vorarbeiten. Auf der Grundlage einer von Moses gefertigten Handschrift wurden während des Jahres 1554 die Druckmatrizen gefertigt. Anfang 1555 begann der Druck. Am 27. September 1555 wurde die erste Ausgabe des Syrischen Neuen Testaments fertig gestellt und veröffentlicht. Insgesamt wurden 1.000 Exemplare gedruckt, von denen 500 in Europa verblieben. Exemplare sind heute u. a.  im Besitz der Staatsbibliothek Berlin, des Bibelmuseums Münster sowie sechs weiterer Staats-, Landes- und Universitätsbibliotheken in Deutschland.

Erst im 19. Jahrhundert wurden mit modernerer Drucktechnik wieder Bücher in Alt-Syrisch sowie in der neuaramäischen Sprachform Fellihi gedruckt. Das geschah ab ca. 1840/50 in den amerikanischen und englischen Missionen in Urmia im Nordwestiran, einem zu dieser Zeit bedeutenden aramäischen Siedlungsgebiet. Die hier im Foto gezeigten Drucke sind Beispiele der von den Missionen herausgegebenen Publikationen aus Beständen der Staatsbibliothek Berlin-PK.

Dokumente:

I. Erste aramäische Drucke -1555 sog. „Widmannstetter Bibel“ in Wien und 1596 Syrische Grammatik in Rom

1. Liber Sacrosancti Evangelii de Iesu Christo domino.
Erster Druck in aramäischer Sprache (Alt-Syrisch), sog. Widmanstetter Bibel, Wien 1555. Herausgegeben von Johann Albert Widmannstetter und Moses Mardenus, einem syrisch-orthodoxen Mönch, dessen Bibel-Handschrift dem Druck zugrunde liegt. Den Druck besorgte Michael Zimmermann. Die Schreibart ist Serto und Estrangelo. Vorliegende Ausgabe wurde 1579 neu gebunden, als sie der neue Besitzer, Polycarp Leiser, Professor der Theologie in Wittenberg, vom Vorbesitzer Daniel Luntzer, Senator in Wien, erwarb.
Gezeigt werden hier das Deckblatt (Estrangelo) und eine Innenseite des Druckes aus dem Johannesevangelium (Titel und Überschriften in Estrangelo, Text in Serto). (Digitalisate der Staatsbibliothek Berlin-PK.)

Erste aramäische Drucke
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2. Grammatica Syriaca, sive chaldaica. Erste gedruckte aramäische Grammatik, verfasst in Alt-Syrischer Sprachform und Latein von Georg Michael Amira, einem syrisch-maronitischen Gelehrten und Geistlichen. Gedruckt 1596 in Rom von Jacob Luna, einem libanesischen Maroniten. Die Schreibart des Druckes ist Serto.
Gezeigt werden das Deckblatt und eine Innenseite des Druckes (Digitalisate der Staatsbibliothek Berlin-PK)

Erste aramäische Drucke
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II. Drucke der amerikanischen und englischen Mission in Urmia (Nordwestiran) ab ca. 1840/50

1. Geographie des heiligen Landes. Das Buch wurde 1856 in der Neuaramäischen Sprachform Fellihi in Urmia gedruckt. Die Schreibart ist Estrangelo (Bh 3432, Staatsbibliothek Berlin –PK)

Nachfolgend sind das Deckblatt und eine Seite abgebildet, die eine auf dem Alten Testament basierende biblische Zeittafel beinhaltet, beginnend mit dem Paradies bis zu den Aposteln.

Drucke aus Urmia
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2. Geographie vom heiligen Land. Das Buch wurde 1860 in der Neuaramäischen Sprachform Fellihi in Urmia gedruckt. Die Schreibart ist Estrangelo (Bh 3424/24, Staatsbibliothek Berlin –PK)
Nachfolgend sind die Inhaltsangabe und zwei weitere Seiten mit dem Verzeichnis von Textstellen in den Evangelien abgebildet.

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3. Biblia: Auszug. Das auf 1850 datierte Buch aus Urmia wurde in der neuaramäischen Sprachform Fellihi in der Schreibart Estrangelo gedruckt. (Bu 1961, Staatsbibliothek Berlin –PK)
Nachfolgend werden das Deckblatt und eine Seite mit Hinweisen auf Textstellen über verschiedene Themen aus dem Neuen und Alten Testament gezeigt.

Drucke aus Urmia
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4. Medizin. Das von Young verfasste Werk erschien 1863 in Urmia als Druck in der
neuaramäischen Sprachform Fellihi in der Schreibart Estrangelo (Jc 1780/60, Staatsbibliothek Berlin –PK)
Nachfolgend werden das Deckblatt und die Einleitung gezeigt.

Drucke aus Urmia
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